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 KÖCHE
Ken Hom
Kenneth Lo

CHINA
 

Kaum ein Zweiter hat die chinesische Küche im Westen so bekannt gemacht wie Kenneth Lo. Er wurde 1912 in Foochow / China geboren, studierte Physik in Peking und englische Literatur in Cambridge / England. Sein Vater war in London Botschafter des Kaisers von China. Nach dem Krieg arbeitete Kenneth Lo in Manchester als Vizekonsul seines Landes. In dieser Funktion half er zahleichen Landsleuten bei der Einrichtung chinesischer Restaurants in englischen Städten. Damit begann seine intensive Beschäftigung mit der chinesischen Küche, als deren prominentester Repräsentant er heute gilt. 1980 eröffnete er in London ein neues, eigenes Restaurant. Darüber hinaus hält Lo zahlreiche Vorträge über die chinesische Kultur. Er ist international erfolgreicher Tennisspieler. Kenneth Lo lebt mit seiner Familie in Surrey / England.

(Klappentext von: Kenneth Lo: Das große Buch der chinesischen Kochkunst. Econ Verlag, Düsseldorf 1980)


 

Kenneth Lo sieht in der Kochkunst zwar nicht den wichtigsten Beitrag Chinas zur Zivilisation der Welt, aber den vergnüglichsten. Und auch den, der viele Menschen ungeachtet sprachlicher Barrieren erreichen kann. Die Nahrungsaufnahmen selbst und die Kenntnis der Lebensmittel sind von herausragender Bedeutung, da das Gegessene




 
Teil des eigenen Körpers wird
zu physischer Kraft und Ausdauer verhilft
die Psyche positiv beeinflusst
Wohlbefinden schafft



 

Den Sinn des Kochens sieht er darin, Lebensmittel genießbar zu machen (Notwendigkeit) und sie zum anderen mit gesteigertem Vergnügen (Kultur) verspeisen zu können. Dazu bedient man sich zweier prinzipieller Methoden:


 
dem Erhitzen
dem Würzen



 

Im Westen wird eine relativ begrenzte Bandbreite an Möglichkeiten des Erhitzens genutzt:


 
durch heiße Luft (Braten und Backen in der Röhre oder im Tonofen)
durch Wärmestrahlung (Grillen)
durch das Medium Wasser (kochen, dämpfen, schmoren)
durch heißes Öl (pfannenbraten, frittieren)
durch Kontakthitze (trockene heiße Steine oder Platten)



 

In China dagegen seien mehr als 40 anerkannte Garmethoden in Gebrauch, die klar definiert und von einander unterschieden werden. Dadurch erhöhe sich die Zahl der Aromen und Geschmacksrichtungen ganz dramatisch.


 

Zwar gibt es in der chinesischen Küche auch Gerichte, die nur aus einer Zutat bestehen, doch sind die Mehrzahl Mischspeisen. Eine vorherrschende Zutat gibt dem Gericht Volumen und Charakter. Zwei begleitende Zutaten sorgen für Vielfalt in Material und Struktur, machen aber der dominierenden Zutat keine Konkurrenz. Diese Kombination wird beim Garen selbst noch durch Gewürze und Saucen akzentuiert und aufgewertet, wobei ein individuelles Nachwürzen bei Tisch das Ganze abschließt, und nicht als Kritik am Koch verstanden werden will. Hier kann jeder seinen ganz eigenen Vorlieben Rechnung tragen.


 

Die Küchenarbeit teilt Lo besonders in dem professionellen Restaurantbetrieb in zwei unterschiedliche, personell anders besetzte Bereiche auf:


 
Vorbereitung
Garen, Abschmecken, Anrichten



 

Die dienende Arbeit der Vorbereitung wird von Gehilfen übernommen, deren Aufgabe in der richtigen Bemessung der Mengen, der richtigen Zerlegung und dem Aufschneiden entsprechend der Relation von Größe und Garzeit ist. Sie sind quasi die Rohstoffexperten im Küchenbetrieb. Das Garen dann wird ausschließlich vom Küchenchef selbst übernommen, der wie ein Dirigent aus den einzelnen Stimmen der Zutaten eine Sinfonie zu schaffen hat.


 

Kenneth Lo sieht einen wesentlichen Grund für die Kreativität und Anpassungsfähigkeit der chinesischen Küche darin, dass es keine überlieferten Rezepte gibt. Die Freude am Essen dagegen wird in unzähligen Gedichten, Texten und Bildern fest gehalten.Die schöpferische Freiheit sei folglich keine Nachlässigkeit in der Niederschrift, sondern eine absichtsvolle Befreiung der Köche von zu engen Vorgaben. Da es kein "Muss" gibt, kann ein guter Koch auch mit einem Minimum an Zutaten ein hervorragendes Essen zaubern, und zwar überall auf der Welt. Damit einher geht die Bereitschaft immer wieder neue Einflüsse aufzunehmen und in die Tradition einzubinden.

"Wenn die Mischung aus reinstem Marxismus und konfuzianischer Ethik die Kulturrevolution in China hervorbringen konnte, was wird wohl die Mixtur aus Süßsaurer Sauce und Sauce Béchamel ergeben? Wenn eine bayerische Ente, mit einem elektrischen Haarföhn getrocknet, in einem Münchner Backofen gebraten, eine ebenso knusprige und perfekte Pekingente wird (und auf viel einfachere Weise!) wie in Peking, was wird dann die moderne Technik aus der Chinesischen Küche machen? (Kenneth Lo, 1980)